„Als würde ich gleichzeitig in zwei Welten leben“

Uli Krause, Fernmeldeelektroniker, war von 2002-2003 als Freiwilliger in Aceh (Indonesien) tätig. Während seines Einsatzes schrieb er folgenden Text:

„Es ist eigenartig. Für mich fühlt es sich an, als würde ich gleichzeitig in zwei Welten leben. Auf der einen Seite die verstörende Wahrheit der Menschen, die wir täglich begleiten und dieser grauenvolle Schrank voller Akten in unserem Büro, die uns von Folter, Mord und anderen Menschenrechtsverletzungen berichten. Dann kann es wiederum vorkommen, dass wir, um Abwechslung von dieser manchmal deprimierenden Arbeit im Haus zu haben, am sonnigen Strand eine Teambesprechung abhalten, bei der wir über den Fall einer immer noch „verschwundenen“ Person sprechen – eine bizarre Situation.

Die physische und psychische Belastung ist enorm. Besonders in Aceh, dem eigentlichen Konfliktgebiet, muss man 24 Stunden rund um die Uhr darauf vorbereitet sein, dass ein einziger Anruf tagelangen Stress für das gesamte Team auslösen kann. Zum Beispiel, wenn eine oder mehrere Personen Drohungen erhalten und dauerhafte Schutzbegleitung brauchen. Das kann wenig Schlaf oder unregelmäßige Mahlzeiten zur Folge haben, man ist in seinem Bewegungsspielraum eingeschränkt, macht sich Sorgen, muss dauernd zu Team-Besprechungen zusammenkommen. pbi ist und bleibt eine einzigartige Organisation: sowohl in seiner Vorgehensweise als auch in seiner Struktur, seiner Entscheidungsdynamik (Konsens) und seinen Persönlichkeiten. Dies ist ein extrem anspruchsvolles, aber auch bereicherndes Jahr für mich.“